Nach einem neuen Bericht der Umweltstiftung WWF und des Artenschutzprogramms TRAFFIC leben weltweit nur noch weniger als 3500 Tiger in freier Wildbahn. Damit gehört die größte aller Raubkatzen zu den am stärksten bedrohten Tierarten dieser Erde. Der südchinesische Tiger, von dem vor zehn Jahren wahrscheinlich noch 20 bis 30 Individuen existierten, könnte mittlerweile ausgestorben sein, so der WWF. „Ursache für den dramatischen Bestandsrückgang ist neben dem Lebensraumverlust vor allem die Wilderei und der illegale Handel mit Tigerknochen, Fell oder Zähnen“, sagt Volker Homes, Leiter WWF-Artenschutz. „Wenn im Kampf gegen die Wilderei nicht schnellstens ein Durchbruch gelingt, wird es Tiger bald nur noch in Zoos geben.“
Dreizehn Tigerstaaten wurden in dem Bericht „Die Zukunft der Tiger“ danach beurteilt, wie effektiv sie gegen die illegale Jagd und den Handel vorgehen. Als „absolut ungenügend“ werden in dem Ranking die geringen Anstrengungen von Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Thailand und Vietnam bewertet. „Ausreichend bis gut“ seien hingegen die Maßnahmen in Kambodscha, China, Indien, Nepal und Russland. „Von einem großen, entscheidenden Durchbruch im Schutzmanagement für die Raubkatze sind wir jedoch noch weit entfernt“, sagt WWF-Experte Homes. Die Hoffnungen liegen jetzt auf einer langfristigen, globalen Überlebensstrategie für den Tiger, die von zahlreichen Organisationen - darunter der WWF und TRAFFIC - entwickelt werden soll.
April 2011: In Indien ist die Zahl der Tiger gestiegen. Mehr als 1700 Tiger und damit etwa die Hälfte des weltweiten Gesamtbestandes leben in Indien. Das sind fast 300 Tiere mehr als bei der letzten Zählung vor einigen Jahren. Damals hatte man allerdings die Sudurbans nicht mit einbezogen. Aber auch in den anderen Gebieten konnte die Population dank gezielter Schutzmassnahmen anwachsen.
November 2010: Auf Einladung von Russlands Ministerpräsident Putin treffen sich die Verantwortlichen der 13 Staaten, in denen es noch wilde Tiger gibt. Es ist eine Minute vor zwölf für die Grosskatzen. Ermutigend ist aber, dass sich noch nie zuvor soviele ranghohe Politiker zusammengetan haben, um eine einzelne Tierart zu retten.
Chinas Regierungschef Wen Jiabao wird ebenso präsent sein wie der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick. Auch die USA sind durch Aussenministerin Hilary Clinton vertreten. Die USA sind zwar kein Tigerland, haben aber etwa 10.000 Tiger in Gefangenschaft und damit deutlich mehr als noch in Freiheit leben. Deren Zahl wird auf 3200 geschätzt. Einst lebten mehr als 100.000 dieser majestätischen Katzen in Asien. Will man den Tiger retten, muss man die Schwarzmärkte in Asien ausdünnen. Diese befinden sich vor allem in der Grenzregion zwischen Birma, Thailand und China. Sie ziehen vor allem Touristen aus China an, die sich mit Tigermedizin oder Glücksbringern aus Tigerkrallen ausstatten wollen. Der Tigergipfel findet in St.Petersburg statt vom 21 - 24 November.
Vor allem der Wunderglaube an die medizinische Heilkraft von Tigerprodukten schürt nach WWF-Informationen die Nachfrage immer noch weiter an. Trotz eines seit 1975 bestehenden, internationalen Handelsverbots, werde die Raubkatze in ganz Asien weiterhin illegal abgeschossen. Nach den neusten Bestandsschätzungen steht der Sumatra-Tiger am Rande der Ausrottung. Als stark gefährdet gelten die Bestände des Amurtiger, sowie der Bengalischen, Indochinesischen und Malaysischen Unterarten. „Der WWF fordert ein härteres Vorgehen gegen Wilderei und den Schmuggel mit Tiger-Produkten“, sagt Volker Homes. Nur durch vereinte Anstrengungen der - zumeist armen - Tigerverbreitungsstaaten und wohlhabender Geberländer könne das Aussterben des Tigers noch verhindert werden.
Der WWF hat jüngst eine Initiative gestartet, die sich in elf Ländern zur Rettung der Tiger engagiert und die Anzahl der frei lebenden Tiger bis 2020 deutlich erhöhen will.
Interview Belinda Right (WPSI)
Interview in english
Link: www.wpsi-india.org
Tiger stehen auf der Liste der am stärksten bedrohten Tierarten weltweit. Aber sie stehen auch auf der Einkaufsliste von chinesischen Konsumenten, die immer noch an die Heilkräfte von Tigerknochen und anderen Tigerprodukten glauben. Und dafür tief in die Tasche greifen. Einige Asiaten laufen mit Tiger- oder Leopardenfellen durch die Gegend, obschon dies eigentlich verboten ist. Aber es macht offenbar Eindruck, als Neureicher mit diesen Statussymbolen bestückt zu sein. Die Hörner der Nashörner spielen ebenfalls in der asiatischen Heilmedizin eine grosse Rolle. Auch Elfenbein steht in Asien hoch im Kurs. Weil viel Geld dafür bezahlt wird, lohnt es sich auch für Chinesen und Vietnamesen, Wilderei im grossen Stile in Afrika zu betreiben. Leidtragende sind einerseits die Tiere, andererseits aber auch die afrikanischen Nationalparks, die ohne freilebende Elefanten und Nashörner keine Touristen mehr anziehen.