Gewinner und Verlierer im Naturschutz

Im abgelaufenen Jahr gab es gute Nachrichten für den Naturschutz, aber auch schlechte.

 

Gewinner

Der Weißstorch brütet erstmals seit 150 Jahren wieder in Luxemburg und hat im Bereich der renaturierten Alzette bei Schifflange dieses Jahr 2 Jungtiere grossgezogen. Auch Schwarzstörche und Steinkäuze sind in den letzten Jahren wieder häufiger anzutreffen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Arten immer noch weit unter ihrem einstigen Populationspotential sind und viele Vogelarten ganz aus Luxemburg zu verschwinden drohen.

Photo: Natur & Emwelt
Photo: Natur & Emwelt

Die Naturschutzorganisation WWF bezeichnet den Amurleoparden zum zweiten Jahr in Folge als Gewinner. Nachdem sich die bedrohte Katzenart in Russland wieder ausbreitet, wurde nun auch ein Amurleopardin mit 2 Jungtieren in China fotografiert. Es gibt jetzt etwa wieder 50 Tiere in freier Wildbahn (gegenüber nur 30-35 vor einigen Jahren).

Wisente sind seit Jahrhunderten aus deutschen Wäldern verschwunden. Nun wurde eine kleine Herde wieder im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen angesiedelt. Auch in anderen europäischen Ländern (Slowakei, Rumänien, Bulgarien) laufen Auswilderungsprojekte. Der WWF bezeichnet den Wisent als Gewinner. Ob die bis zu 1000 Kilo schweren Tiere aber dauerhaft wieder in Deutschlands Wäldern heimisch werden, hängt vom Menschen ab und in wie weit Wirtschaftlichkeit und Natur in Einklang gebracht werden können.

 

Haie zählen dieses Jahr auch zu den Gewinnern. Auf der Cites Konferenz in Bangkok wurde der Handel mit 5 Haiarten enigeschränkt. In Indien wurde das Finning, das Abschneiden der Flossen bei lebendigem Leibe, verboten. In China und Hong Kong ist der Konsum von Haifischflossensuppe deutlich zurückgegangen.

Eine neue Studie von Birdlife International zeigt, dass es in Europa vielen Tierarten in den letzten 50 Jahren besser geht. So ist der Bestand an Seeadler, Wanderfalken, Bären, Wölfen, Kranichen, Biber und Uhus wieder gestiegen.

Die Bestände des spanischen Kaiseradler erholen sich, so dass es mittlerweile wieder 11 Brutpaare in Portugal gibt.

Bartgeier haben in der Schweiz in freier Wildbahn 6 Jungtiere grossgezogen. Der grösste Greifvogel Europas erobert sich die Alpen zurück.

Der Luchs breitet sich in der Schweiz aus. Erstmals gab es Nachwuchs im Bündner Land. In Mittelitalien sieht es für Appenin-Gämsen gut aus. Die Gämsen Unterart ist wieder zahlreicher im Majella Nationalpark gezählt worden.


Verlierer

Verlierer sind auch wie im letzten Jahr schon erneut Elefanten und Nashörner. Das werden sie auch solange sein, wie die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt nach Elfenbein und Horn nicht nachlässt.

Feldhasen verschwinden immer mehr von deutschen Feldern. Selbst die Jäger schlagen Alarm. Waren Jäger und Landwirte bisher oft Verbündete gegen angebliche grüne Bevormundungspolitik, so nehmen doch immer mehr Jäger mittlerweile Abstand von der Agrarlobby und deren disktutablen Praktiken. Ohne einen Umschwung in der europäischen Agrarpolitik hin zu mehr biologischer und extensiver Landwirtschaft wird es nicht nur für Feldhasen sehr eng werden.

Das Klima spielt verrückt. Das abgelaufene Jahr geht in die Geschichte ein. Nie war ein Winter düsterer, kaum ein Frühling war kühler und verregneter. Viele Vögel haben spät oder gar nicht gebrütet, Eulen fanden keine Mäuse für ihren Nachwuchs und Schwalben keine Insekten.

Der Steinbock steht unter Schutz, Anfang des 20.Jahrhunderts war er fast ausgerottet. In der Haute-Savoie in Frankreich wurden dennoch im Herbst hunderte Tiere abgeschossen, weil sie angeblich TB Erreger an Kühe übertragen würden. Diese gefährliche Krankheit wird immer mehr zum Vorwand, auch Dachse und Hirsche zu dezimieren. Dabei sollte die Bekämpfung der Krankheit besser beim Nutztierhalter und dessen Tierhaltungsmethoden anfangen. Auch Impfungen wären hilfreicher, aber Politiker wählen doch lieber den Weg des geringsten Widerstands und Wildtiere haben leider keine Stimme.

Island hat die Jagd auf Finnwale wieder begonnen. Trotz Artenschutzabkommen und fehlender Nachfrage wurden mehr als 130 der bedrohten Wale erlegt. Ihr Fleisch lagert nun in grossen Kühlhallen, denn selbst in Island essen immer weniger Menschen Walfleisch. So geht man also in Island mit bedrohten Tieren um, ein Skandal.

Schweden tritt die europäische Naturschutzrichtlinie mal wieder mit Füssen. Um einer kleinen Gruppe von Jägern zu gefallen, sollen verstärkt Bären, Wölfe, Luchse und sogar Vielfrasse und Adler gejagt werden. Jäger bekämen angeblich weniger Wild vor die Flinte. Futterneid pur. Dabei ist Jagd keine Ueberlebensnotwendigkeit mehr, sondern nur ein Hobby und eine Tradition.

Wieder hat eine kleine Minderheit (hauptsächlich Russland und Ukraine) die Einrichtung von Schutzgebieten in der Antarktis verhindert.